Die Corona-Pandemie mit ihren Auflagen für die Arbeitsbedingungen war ein enormer Be­schleuniger für das Homeoffice. Aus dem Nichts mussten einige Unternehmen ihre In­fra­­truktur ausbauen, um sicheres, ortsunabhängiges Arbeiten zu er­mög­li­chen. Wo Home­office vorher nur unter bestimmten Be­ding­ungen ver­trag­lich ver­ein­bart wurde, war es uns nun vor­ge­schrie­ben, sofern wir nicht un­ab­ding­bar an Pro­duk­tions­stät­ten oder vor Ort inner­halb der Lie­fer­ket­ten ge­braucht wurden. Viele von uns mussten sich erst in den neuen Ar­beits­weisen der Remote-Zusammenarbeit zurecht finden, neue Team­regeln wurden ver­ein­bart, sich „zu­recht­ge­rüt­telt“. Und in vie­len Be­rei­chen lief es dann ganz gut. Mit­ar­bei­ter fühl­ten sich pro­duk­tiver und we­niger unter­brochen beim er­le­digen ihrer Auf­gaben. Einige Unter­nehmen be­rich­ten sogar von ins­gesamt ge­stie­gener Pro­duk­tivität. Und jetzt? Ist die Wahl des Arbeits­platzes jetzt libe­rali­siert? Hybrides Arbeiten zeigt sich in vielen unterschiedlichen Formen. Wann ist denn was sinnvoll?

Remote-Work oder Präsenz?

Die Wahl zwischen Büro und Homeoffice stellt Organisationen jetzt nach Corona vor im­men­se Chan­cen und Herau­sfor­­de­rungen. Studien können belegen, dass Mitarbeitende, de­ren Unternehmen ihnen die Freiheit eingeräumt haben, orts­un­ab­hän­gig zu arbeiten, in vie­len Fällen gesünder und dem eigenen Arbeitsplatz gegenüber positiver eingestellt sind.

Unternehmen, denen es gelingt, sich dahingehend zu erneuern, dass Remote-Work er­folg­reich umsetzen werden kann, pro­fi­tie­ren nicht nur von steigender Arbeits­platz­at­trak­ti­vi­tät – sie können auch ihre Profitabilität steigern, selbst in Krisen­zeiten. Um­fra­gen be­le­gen, dass die Gesamtzufriedenheit der Wissensarbeiter mit ihrer Arbeits­si­tua­tion von 17,2% auf 26% an­ge­stie­gen ist. Die persönliche Produktivität wird von 63% der Befragten als höher ein­ge­stuft, was 30% der Führungskräfte auch bestätigen. (Statista, 2022)

In beiden Ar­beits­wei­sen ist auf die körperliche und mentale Gesundheit unserer Mit­ar­bei­ten­den zu achten. Gerade, wenn wir uns nicht persönlich gegenüber sitzen, sind Anzeichen für z.B. soziale Isolation schwer auszumachen. Studien zur Folge kommt es im Homeoffice bei 40% der Befragten zu einem Gefühl von Einsamkeit, 60% der Befragten bestätigen, dass sie sich erschöpft fühlen (Hoffmann et al., 2022), 27 % identifizierten sich zunehmend we­ni­ger mit dem Team oder Unternehmen und 62% der Befragten empfinden die Ver­netz­ung untereinander als schlechter (Deutsche Depressionshilfe, 2021). Und doch sind wir als Füh­rungskräfte für die mentale Gesundheit unserer Teammitglieder mit ver­ant­wort­lich und ge­fordert, entsprechend zu agieren.

Hybrides Arbeiten erwartet von uns ein neues Verständnis in unserer Arbeits- und Füh­rungs­kul­tur. Es erfordert ein Um- und Überdenken der Strukturen und Prozesse im ge­sam­ten Unternehmen. Die umfangreiche Transformation von Arbeitsweisen und Ar­­beits­­platz­­kon­­zep­ten ist gefragt. Wer kommt wann wohin und warum? Die Sinnfrage hört nicht beim Un­ter­neh­mens­zweck auf. Auch hier sind wir damit konfrontiert, dass unsere Mitarbeitenden und Kollegen verstehen wollen, warum sie wann und wo von wem gebraucht werden. Das geht deutlich über die persönlichen Präferenzen der Führungskraft oder des Un­ter­neh­mens hinaus. Es geht nicht mehr darum, dass das „im alten Prozess so vor­ge­sehen ist“. Viel­mehr geht es darum, zu definieren, welche Aufgaben sich tatsächlich im Homeoffice besser erledigen lassen und für welche Aufgaben die Ver­net­z­ung und Zusammenarbeit und auch die persönliche Begegnung von entscheidender Bedeutung sind. Haben wir in­ter­na­tionale Teams, müssen wir zusätzliche Fragen beantworten: Handelt es sich um ein ech­tes Team, dass zusammen arbeitet oder nur um eine organisatorische Einheit? Welchen Mehrwert versprechen wir uns durch diese Teambildung? Wie können die Kreativprozesse, die normalerweise durch persönliche Arbeit begünstigt werden, mit virtuellen Mitteln un­ter­stützt wer­den? Wie können die begrenzten Treffen in Präsenz für diese Teams den op­ti­ma­len Nutzen bringen?

Ziel ist es, den für das jeweilige Team besten Ansatz für hybrides Arbeiten zu finden. Hier sind wir als Führungskräfte gefragt. Geben wir diesen Ansatz vor oder diskutieren wir dies offen im Team? Allein unsere He­­ran­­ge­hens­weise an diese Frage ist schon Ausdruck unserer inneren Haltung zu diesem Thema und ein Hinweis auf die Arbeits­kultur. Was wäre, wenn wir uns zunächst die Fakten anschauen. Unternehmen, die erfolgreich durch die Corona-Krise ka­men, zeigten sich hinsichtlich der Arbeitsweise flexibel und setzten auf Ei­gen­ver­ant­wor­tung der Mitarbeitenden.

Welche Gründe und Effekte gibt es für die Präsenzarbeit, welche für die Remote-Arbeit?

Grafik, die die Ergebnisse der Konstanzer Homeoffice Studie 2022 visualisiert.
Quelle: Konstanzer Homeoffice Studie, Auswertung der Daten vom März 2022

Welche Aufgaben erledigen wir wo am besten?

Dies ist nur eine von vielen Studien die aufzeigen, dass sowohl Präsenz- als auch Remote-Arbeitsweisen wichtige Vor­teile bringen. Wenn wir identifizieren wollen, welche Aufgaben sich wo am besten erledigen lassen ist es sinnvoll, auf die Anforderungen an die Aufgabe zu schauen.

Haben wir Routineaufgaben, bei denen Konzentration, Ruhe und ein störungsfreies Umfeld hilfreich sind, hat ganz klar das Homeoffice die Nase vorn. Gleiches gilt für administrative, datenbezogene oder analytische Tätigkeiten. Hier sind wir fo­kus­siert und komplizierte Auf­gaben fallen uns leichter.

Geht es dagegen um kreative Prozesse, Wissensaustausch, Teamarbeit, Ent­schei­dungs­fin­dung oder neue Ansätze, ist das Treffen in Präsenz klar im Vorteil. Leben­dige Diskussionen, Perspektivenwechsel, positive Beziehungen und Vertrauen fallen uns persönlich leichter. Das Erkennen des gesamten Kontextes, in dem die Teamleistung erbracht werden soll, braucht Raum, menschliche Begegnung und spontanen Austausch. Komplexe Sach­ver­hal­te brauchen unterschiedliche Impulse um gut erfasst und weiterentwickelt zu werden.

Teamdiskussion – persönliche Bedürfnisse versus gemeinsame Regeln

Damit ergibt sich automatisch schon die Antwort auf unsere Frage. Wir sollten im Team er­ör­tern, welche Aufgaben wo bes­ser zu erledigen sind. Auf Basis der hier geteilten Fakten kann jedes Teammitglied erkennen, wieviel Homeoffice Anteil für ihn sinnvoll ist und wann die Präsenz im Büro gebraucht wird. So erhalten die Arbeitsorte mehr Sinn, die zeitliche Verteilung mehr Akzeptanz. Empfehlenswert ist auch, sich im Team über die gegenseitigen Er­war­tungen auszutauschen. Dies schafft Transparenz hinsichtlich persönlicher Prä­fe­ren­zen, fördert Akzeptanz für von allen geforderte Präsenzzeiten und beugt so Konflikten vor. Zusätzlich fühlen sich die Mitarbeitenden mit ihren Bedürfnissen gesehen und gehört, was dazu führt, dass sie sich insgesamt leichter auf einen Konsens und gemeinsame Regeln einlassen können. Für Führungskräfte kann dies einen enormen Vorteil im Führungsalltag bedeuten. Ein individuelles Konzept für hybrides Arbeiten ist also eine Möglichkeit für die gemeinsame Optimierung der Teamleistung.

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Anforderungen an zukunftsfähige und attraktive Arbeitsplätze

1. Eine technische Infrastruktur, die hybride Zu­sam­men­arbeit optimal unterstützt

Mitarbeitende müssen optimal ausgestattet werden – ob am Standort, im Homeoffice oder mobil. Nur so kann hybrides Arbeiten in allen Richtungen funktionieren: am Un­ter­neh­mens­stand­ort, rein virtuell, in der Kombination von beidem, im Ein­zel­ge­spräch wie auch mit vielen Teilnehmern an verschiedenen Orten. Die Hardware, die Tools für Video-Konferenzen, die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten, der offene Kalender, freie E-Mail-Zugänge, virtuelle Whiteboards und in­tel­li­gen­te Kollaborations-Apps sind dabei nicht alles. Erst das Know-How der Menschen im Unternehmen und die regelmäßige Ana­lyse von Verständnis und Einsatz der technischen Infrastruktur macht die zur Verfügung stehenden Instrumente erfolgreich.

2. Eine Arbeitskultur des Vertrauens, die auf Engagement und Selbstorganisation setzt

Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, den Wandel hin zu einer Vertrauenskultur zu ge­­stal­­ten. Dies braucht zunächst eine ehrliche Positionsbestimmung hinsichtlich der ei­ge­nen Wer­te, der präferierten Arbeitsweise und der eigenen inneren Haltung in Bezug auf die Mit­ar­bei­ten­den. Zum anderen braucht es den Willen, diesen Wandel als Chance zu er­ken­nen. Wenn dies die ak­tu­elle Si­tua­tion ist, wie kann ich sie am besten für mich und mein Team nutzbar machen?

In einer sich wandelnden, von Unsicherheit, und Komplexität geprägten Arbeitswelt gewinnt zudem Empathie an Bedeutung. Führungskräfte, denen es gelingt, im virtuellen Raum Ein­­füh­lungs­­ver­mö­gen und Ver­ständ­nis an den Tag zu legen, sind in Sachen Remote Lea­der­ship auf einem guten Weg. Eine gelebte Feedbackkultur spielt in beide Richtungen eine wich­tige Rolle: Mitarbeitende sind auf Orientierung, Unterstützung und Motivation an­ge­wie­sen; für Führende ist es wichtig, zu er­fah­ren, in welchen Bereichen aus Sicht der einzelnen Teammitglieder Nachbesserungsbedarf besteht. Vertrauen wächst ge­ra­de in Remote Teams durch eine offene Fehlerkultur. Mit Fehlschlägen konstruktiv umzugehen, ist für mo­der­ne Führung zen­tral. Es ermöglicht fortlaufend wichtige Anpassungen in der Arbeits- und Unternehmenskultur. Am Ende geht es um eine zen­trale Frage: Wo braucht es in der neuen Arbeitswelt wirklich Führung und warum?

3. Eine neue Gestaltung gemeinsamer Arbeitsplätze für hybrides Arbeiten

Unternehmen stehen vor der Aufgabe, ihr Arbeitsplatzkonzept grundlegend zu über­den­ken. Wir werden in Zukunft dort arbeiten, wo es für die jeweilige Aufgabe am sinnvollsten ist und wir uns demnach in den Räumlichkeiten des Unternehmens treffen, sobald durch Mehr­wert ansteht.
Leerstände sind unwirtschaftlich, „zurück zum Alten“ wird es nicht geben. Stattdessen wird das Büro kulturelles Zentrum und beruflicher Erlebnisraum des Unternehmen und als sol­ches Katalysator und Beschleuniger hin zu „New Ways of Working“. Zukunftsfähige Büro­räume bieten eine Vielfalt an Bezugspunkten zu Gruppen oder Themen, Zonen sich zu treffen oder zu fokussierter Arbeit abzugrenzen. Raumkonzepte sind nicht effizient, son­dern am Nutzer orientiert. Dabei nimmt auch die Raumgestaltung nachhaltig Einfluss auf unser Denken und Handeln. Durch sie kann Kommunikation gestaltet und gelenkt und hybride Zusammenarbeit zum Erlebnis gemacht werden. Visuelle Effekte intensivieren dabei unsere physische Erfahrung und helfen, Wissensaustausch zu verankern. Clever gestaltete Büroräume unterstützen uns Nutzer optimal bei der Bearbeitung unserer Auf­gaben und schaffen es, dass wir uns dabei miteinander wohl fühlen. Unternehmen schaffen so op­ti­male Voraussetzungen, dass volle Potenzial ihrer Mitarbeitenden zu nutzen – im Homeoffice, wie in Präsenz. Hybrides Arbeiten folgt dem Motto: „Allein bist Du schneller, aber gemeinsam kommen wir weiter.“

Weißer, geknickter weißer Tisch mit Menschen die daran arbeiten.

Weitere Inspirationen zur Gestaltung moderner Büroräume könnt ihr unter folgenden Links finden:
About Human Office – Projekte: https://www.abouthumanoffice.com/projects.html

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